D A S
O P T I M U M
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D
ie deutsche Bauwirtschaft be-
findet sich in einer ausgezeich-
neten Verfassung. Dies signali-
sieren sowohl die Daten zum ifo
Geschäftsklima für das Bauhauptge-
werbe als auch die Klimawerte bei
der ifo Architektenumfrage.
Die gesamten Bauinvestitionen
werden in Deutschland in diesem
Jahr um gut 3% zulegen. Mit knapp
2% in 2017 sowie 0,2% in 2018
wird sich der Anstieg dann deutlich
abflachen. Der größte Wachstums-
beitrag entfällt dabei in diesem
sowie im nächsten Jahr auf den
Wohnungsbau, deutliche Impulse
sind 2018 vom öffentlichen Bau zu
erwarten.
Die Nachfrage im Wohnungsbau
wird bereits seit 2010 von um-
fangreichen Zuzügen unterstützt.
Seitdem ist der Außenwanderungs-
saldo wieder positiv, das heißt, es
ziehen mehr Menschen aus dem
Ausland nach Deutschland als um-
gekehrt. In der Spitze stieg dieser
Saldo auf zuletzt gut 1,1 Millionen
Personen im Jahr 2015. In diesem
Jahr dürfte der Wanderungsüber-
schuss allerdings bereits auf rund ½
Million Personen zurückgehen. Diese
Entwicklung hatte zur Folge, dass
– trotz einer weiterhin rückläufigen
inländischen Bevölkerung – seit
2011 die Bevölkerungszahl insge-
samt wieder zunimmt. Aufgrund der
anhaltend starken Zuzüge wird sich
die Bevölkerungszunahme weiter
fortsetzen.
Nach der aktuellen Gemeinschafts-
diagnose der Wirtschaftsforschungs-
institute wird das reale Bruttoin-
landsprodukt in Deutschland 2016
um rund 2% und 2017 um knapp
1½% zulegen. Die Beschäftigungs-
situation sowie die Einkommens-
perpektiven dürften also für die
privaten Haushalte in den nächsten
Jahren günstig bleiben. So werden
die Arbeitnehmerentgelte in die-
sem Jahr mit einem Anstieg um 3%
deutlich zunehmen, in den beiden
Folgejahren dürften nurmehr 2½%
erreicht werden.
Potentielle Wohnungserwerber profi-
tieren weiterhin vom ausgesprochen
niedrigen Zinsniveau, das sogar
noch einige Jahre anhalten dürfte.
Hypothekendarlehen mit einer Zins-
festschreibung von 5 bis 10 Jahren
sind heute schon für rund 1½% zu
bekommen. Probleme bereiten je-
doch vielfach die Vorgaben, die sich
aus der desaströsen Umsetzung der
europäischen Wohnimmobilienkre-
ditrichtlinie in Deutschland erge-
ben. Denn der Wert der Immobilie
spielt danach nur noch eine un-
tergeordnete Rolle – im Gegensatz
zur Entwicklung des zukünftigen
Einkommens.
Die Preise für Wohnimmobilien sind
in den letzten Jahren angestiegen;
in einigen Großstädten sogar sehr
deutlich. Dennoch ist die Angst
vor einer Immobilienpreisblase in
Deutschland unbegründet. Die Prei-
se werden nämlich ganz wesentlich
nicht von Spekulation sondern von
„natürlichen“ Faktoren wie knappem
Bauland, Fachkräftemangel, stei-
genden energetischen Anforderun-
gen etc. getrieben. Hinzu kommt,
dass die Nachfrage zunehmend auch
von Teilen der Bevölkerung getrie-
ben wird, die sich um die Zukunft
des Euro sorgen bzw. kaum noch
andere Anlagealternativen sehen.
In diesem Jahr dürften rund
260 000 Wohnungen in neu errich-
teten Wohngebäuden fertiggestellt
werden. Bis 2018 erfolgt eine
Steigerung auf rund 285 000 Ein-
heiten. Mit 3,2 Fertigstellungen je
1 000 Einwohner dürfte dann auch
der Durchschnittswert für alle eu-
ropäischen Länder (3,3) fast wieder
erreicht werden.
Die deutliche Entlastung von den
Flüchtlingskosten sowie Bundesmit-
tel für finanzschwache Gemeinden
werden den Kommunen in den näch-
sten Jahren zusätzliche Finanzspiel-
räume bescheren. Dies wird dazu
führen, dass die Kommunen ihren
Investitionsrückstand – insbeson-
dere im Gebäudebereich – zukünftig
wieder etwas verringern werden.
Nach einer sechsjährigen Schrump-
fungsphase geht es in Europa seit
2014 wieder bergauf. Im Durch-
schnitt der Jahre 2016 bis 2018
wird ein Wachstum von fast 3%
p.a. erwartet. Die vier wichtigsten
Treiber für diese positive Entwick-
lung sind:
- Bevölkerungsanstieg und -wande-
rungen
- gute gesamtwirtschaftliche Aus-
sichten
- spürbare Einkommenszuwächse
und sinkende Arbeitslosigkeit
- anhaltend niedrige Zinsen.
Quelle: Erich Gluch, ifo Institut
Daten und Fakten zur Bauwirtschaft bis 2018
Hochstimmung im Bauwesen