DAS OPTIMUM

DAS OPTIMUM 3 M it Wörtern, Begriffen und Be- grifflichkeiten ist das so eine Sache. Zumal in der heutigen Zeit, in der auch schon mal ein Krieg als „ Stabilisierungseinsatz “ bezeichnet wird. Doch nicht nur in der Politiker- sprache treiben Wortspiele tolle Blüten. Auch und speziell wenn es um „Barrierefreiheit“ geht, sind den selbsterdachten Definitionen offenbar keine Grenzen gesetzt. Begriffe wie „barrierereduziert“, „barrierearm“, „barrierelos“, „hindernisfrei“, „schwellenlos“, „seniorengerecht“, „altengerecht“, „altersgerecht“ werden allzuoft zur Beschreibung eines angeb- lich barrierefreien Wohnumfelds herangezogen. Wer sich bei solchen Beschrei- bungen darauf verläßt eine „bar- rierefreie“ Wohnung beziehen zu können, der ist oftmals verlassen. Denn es gibt nur einen Begriff der eine entsprechende Ausstattung garantiert: „barrierefrei“ (s.a.Seite 6f)! Doch ob der Kunde in jedem Fall eine „barrierefreie“ Wohnung ent- sprechend der DIN 18040 auch wirklich haben möchte, dass steht auf einem ganz anderen Blatt. Viel zu individuell sind die Beein- trächtigungen, viel zu standardi- siert die Normen. Was im Patientenzimmer in einem Krankenhaus oder einem Alten- heim für die meisten der Betroffe- nen ein Segen ist, dass kann für den Einzelnen auch schon einmal ein Fluch sein. Viel zu individuell Kleine Worte – Große Wirkung sind die Bedürfnisse, viel zu varia- bel die Folgen von Erkrankungen oder Unfällen. Folgerichtig muß im Blickfeld des Betrachters bei eben jenen stark frequentierten Einrichtungen „ das große Ganze “ liegen. Also so vielen Betroffenen wie möglich ein sicherers und an- genehmes Umfeld zu verschaffen. Doch sieht das im privaten Be- reich genauso aus? Oder gibt es hier eine etwas andere Sichtwei- se? Stellt sich die Frage nach den Wünschen der Betroffenen. Die möchten eigentlich immer ein möglichst eigenständiges, siche- res und so weit möglich komfor- tables Leben im Rahmen ihrer Möglichkeiten führen. Will man als Architekt, Planer und Handwerker helfen diese Wün- sche zu erfüllen, so sind allein die Normen keinesfalls das alleinse- ligmachende Mittel der Wahl. Nur die genaue Analyse der Le- bensumstände eines Betroffenen ist die richtige Basis, um den in- dividuellen Bedürfnissen gerecht werden zu können. Fragestellungen wie: Handelt es sich um statische oder dynami- sche Beeinträchtigungen? Sind mehrere Familienmitglieder be- troffen oder eine Person? Ist eine Pflegeperson erforderlich? Wenn ja, in welchem Umfang? Liegt eine ganz bestimmte oder eine Fülle von Beeinträchtigungen vor? Diese und viele andere Fragestel- lungen gilt es zu beantworten, um den Betroffenen und den Ange- hörigen den Wunsch nach einem individuell angepassten, lebens- phasenübergreifend eigenständig nutzbarem Wohnumfeld zu er- möglichen. Gesetze, Vorschriften und DIN-Normen können dazu im privaten Bereich eine hervor- ragende Diskussionsbasis liefern. Doch anders als im öffentlichen Umfeld reichen sie hier als Hand- lungsleitfaden für die Umsetzung bei Weitem nicht aus. In der Fami- lie und der privaten Wohnung ist weit mehr Individualität und Kreativität gefragt. Günther Klauke Verlag 1.01 

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